Vereinschronik
Vor mittlerweile über 125 Jahren, am 26.10.1885, gründete Herr Eugen von Boch den Turnverein Mettlach. Er stellte dem jungen Verein Turnräume und Geräte zur Verfügung und baute 1894 die erste Turnhalle am Pavillon. Kurz nach dem 1. Gauturnfest im Jahre 1898 verstarb er als 1. Ehrenvorsitzender unseres Vereins. Sein Andenken wird immer mit dem Turnverein Mettlach verbunden sein. Dem neu gegründeten Verein traten sofort 23 Turner bei. In unserer raschlebigen Zeit haben es die Personen, welche bei der Gründung die Vereinsführung übernahmen, verdient, an dieser Stelle erwähnt zu werden. Es waren:
Lehrer Mathias Loskill | | 1. Vorsitzender und 1. Turnwart |
Ferdinand Hellweg | | 2. Turnwart |
Mathias Huckert | | 1. Schriftwart |
Johann Beck | | 2. Schriftwart |
Johann Peter Spengler | | 1. Kassenwart |
Josef Deitz | | 2. Kassenwart |
Johann Baptist Strauch | | Zeugwart |
Der junge Verein entwickelte sich florierend in unserer Industriegemeinde. Er ist heute der älteste Sportverein an der unteren Saar und war richtungsweisend für die turnerische Idee.
Aus einer Festschrift des Turnvereins Saarbrücken 1848 e.V. aus dem Jahre 1923 wissen wir, dass bereits am 26. April 1862 das erste Turnfest in Mettlach im Park des Herrn von Boch stattfand, also bereits viele Jahre vor der Gründung unseres Vereins.
Schon bald nach der Gründung wurden neue Abteilungen, wie z.B. Schwimmen und Wandern, eingeführt. In der Folge besuchte der Verein viele Turnfeste mit guten Erfolgen. Das 4. Gauturnfest des Turngaues Saar-Mosel fand im Jahre 1898 in Mettlach statt, verbunden mit unserer Fahnenweihe. Auch das 26. Gauturnfest im Jahre 1924 wurde von unserem Verein durchgeführt. An dem Gauturnfest 1930 in Mettlach nahmen über 1100 Wettkämpfer teil.
Bis zum Jahre 1903 wurde der Verein von Turnbruder Loskill geführt. Seine Verdienste um den Aufbau und seine tatkräftige Führung wurden durch die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden dankbar anerkannt. Dann übernahm der unvergessene Turnbruder Josef Herrmann die Geschicke des Vereins, und zwar 46 Jahre lang, bis zum Jahre 1949. Das dürfte wohl einmalig in der Geschichte des Turnvereins Mettlach bleiben. Er hatte keine leichte Amtszeit, fielen doch in diesen Zeitraum die beiden Weltkriege. Viele Turner mussten ihr Leben lassen. Zu diesem Gedenken wurde an der Pavillonturnhalle ein Mahnmahl errichtet.
Schon bald nach dem 1. Weltkrieg erbaute unser Ehrenvorsitzender, Herr Luitwin von Boch, eine neue und größere Turnhalle.
Am 19. Mai 1936 fand die feierliche Zusammenlegung unseres Vereins mit dem im Jahre 1907 gegründeten Turnverein Keuchingen statt. Die Turnpioniere Johann Flery (1. Vorsitzender) und Josef Jager (Oberturnwart) führten diesen Verein bis zur Zusammenlegung. Der Zusammenschluss war für uns ein erfreulicher Zuwachs.
Bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs blühte das Vereinsleben. Viele Turnfeste und Meisterschaften wurden besucht. Selbstverständlich blieben Erfolge nicht aus. Das Jahr 1945 brachte das bittere Ende. Die Turnhalle war restlos zerstört und alle Turngeräte vernichtet.
Doch Turnergeist stirbt nicht! Es war unser verehrter Turnbruder Josef Herrmann, der trotz hohen Alters und angegriffener Gesundheit am 10. April 1949 zur Wiedergründung aufrief. Aber die Deutsche Turnerschaft gehörte auf Anordnung der damaligen Besatzungsmächte zu den verbotenen Organisationen. Durch das Omni-Sportgesetz war vorerst ein eigenständiges Bestehen nicht möglich. So wurde eine Turnabteilung innerhalb des Sportvereins 1920 Mettlach ins Leben gerufen. Auf Wunsch unseres Turnbruders Josef Herrmann wurde ein jüngerer Vorsitzender gewählt. Die Wahl fiel auf den Turner Alfons Mischler, welcher seit 1928 dem Turnverein Keuchingen angehörte. Als Dank und Anerkennung für seine fast 50 Jahre für den Turnverein Mettlach geleistete Arbeit ernannte die Versammlung Josef Herrmann zum Ehrenvorsitzenden. Die neu gegründete Turnabteilung musste bei Null beginnen. Doch wie immer bewährten sich die Turner. Dank der tatkräftigen Führung von Alfons Mischler, der großzügigen Hilfe der Gemeinde Mettlach und des Herrn Generaldirektors Luitwin von Boch-Galhau, der am 2. April 1950 aufgrund seiner Verdienste um den Verein zum Ehrenvorsitzenden gewählt wurde, war es möglich, die notwendigen Turngeräte wieder zu beschaffen. Geturnt wurde vorläufig in der alten Schule in Keuchingen.
Am 11. Mai 1950 fasste man den Beschluss, die Turnabteilung wieder als selbstständigen Verein unter seinem alten Namen Turnverein 1885 Mettlach zu führen, nachdem die Regierung hierfür die Weichen gestellt hatte.
Das 65jährige Stiftungsfest fand vom 1. bis 3. Juli 1950 in Verbindung mit dem 2. Gauturnfest des Turngaues Saar-Mosel statt. Eine große Turnerschar aus nah und fern nahm an diesem Fest teil.
Ohne Turnhalle war ein geregeltes Turnen nicht möglich. Die Generalversammlung beschloss am 31.8.1950 die Pavillonturnhalle neu aufzubauen. Durch eigene Arbeitsleistungen trugen die Turner selbst viel zum Wiederaufbau bei. Die Errichtung und Fertigstellung des Baus war aber nur durch die Bereitstellung von Geldmitteln seitens der Gemeinde, der Firma Villeroy & Boch und der damaligen Landesregierung zu bewältigen. Im Frühjahr 1951 konnte der Turnbetrieb in der fertiggestellten Halle aufgenommen werden.
Durch eine Vereinbarung vom 21.9.1950 zwischen der Firma Villeroy & Boch und dem Turnverein Mettlach war dem Verein ein vertragliches Nutzungsrecht bis zum 31.12.1999 zugesichert. Am 19.7.1963 übernahm die Gemeinde Mettlach durch einen notariellen Vertrag diese Verpflichtung. Dieser Vertrag wurde am 25.10.1976 durch eine Erklärung des damaligen Vorstands gegenstandslos. Die Kosten für die Renovierung und Unterhaltung der Pavillonturnhalle wären für den Verein untragbar gewesen.
Der Turnbetrieb konnte nun in der neuen Sporthalle der Gemeinde Mettlach kostenlos durchgeführt werden. In der neuen Halle entwickelte sich ein reger Trainingsbetrieb, da uns die Gemeinde Mettlach entsprechend der vertraglichen Verpflichtung genügend Turnstunden zur Verfügung stellte.
Nach Alfons Mischler, der 1955 aus beruflichen Gründen den Vorsitz abgab, führte Willi Junges für kurze Zeit den Verein. Dann übernahm im Jahre 1957 Hugo Herrmann, seit 1949 stellvertretender Vorsitzender, die Führung des Vereins. In seine Amtszeit fiel die 75. Gründungsfeier, die vom 16. bis 18. Juli 1960 in einem Festzelt in der Nähe der Parkschule (jetzt Sanitärfabrik) durchgeführt wurde.
Bis zum Jahr 1961 leitete Turnbruder Hugo Herrmann den Verein. In Folge lag die Vereinsführung in den Händen der 1. Vorsitzenden Nikolaus Emmel (1961), Peter Junk (der leider allzu früh verstarb, 1962-1964), Hans Michels (1965-1968), Klaus Weiter (1969-1970), Herbert Franzen (1971-1973), Reinhold Maas (1974-1976), Walter Hensler (1977-1980) und ab 1981 wiederum Hans Michels, der auch im Jubiläumsjahr die Verantwortung trug.
Die sportlichen Aktivitäten verlagerten sich im Laufe der Zeit vom Geräteturnen auf andere Sportarten. Hier muss vor allem die Leichtathletik (früher volkstümliches Turnen genannt) erwähnt werden. In den fünfziger Jahren war die Abteilung unter unserem ehemaligen Vorsitzenden Hans Michels einer der erfolgreichsten Vereine der unteren Saar. Von 1962-1966 konnten keine überragenden Leistungen erzielt werden. Ab 1967 ging es durch gezielte Jugendarbeit wieder aufwärts. Sie führte schon 1968 zu ersten größeren Erfolgen. Ab diesem Zeitpunkt wurden unter Leitung von Turnbruder Raimar Martin viele Kreis- und Landesmeistertitel errungen. Außerdem nahmen einige Athleten in den Jahren 1977-1978 in Göttingen und München an den deutschen Leichtathletikmeisterschaften teil.
Bei Deutschen Turnmeisterschaften, für die sich bisher fast in jedem Jahr mehrere Athleten qualifizieren konnten, wurden die größten Erfolge erzielt. Christof Lackas, Raimar Martin, Joachim Erlhofer und Bettina Conzelmann belegten hierbei jeweils vordere Plätze.
Des öfteren erhielten Sportler unseres Vereins Einladungen des Saarländischen Leichtathletikbundes zu Einsätzen in der Ländermannschaft.
Durch die seit 1974 zur Verfügung stehende moderne Sporthalle werden inzwischen auch die schwierigeren Disziplinen, wie Stabhochsprung und Hürdenlauf, das ganze Jahr über mit Erfolg trainiert. Um weiter zu den erfolgreichsten Vereinen im Saarland zu gehören, wird seit einigen Jahren zur Osterzeit ein 14-tägiges Trainingslager im sonnigen Spanien durchgeführt, damit bereits zu Saisonbeginn möglichst gute Leistungen erreicht werden.
Die Anfänge im Handball gehen auf das Jahr 1931 beim TV Keuchingen zurück. Bis 1937 wurde mit einer aktiven Mannschaft gespielt. Arbeitsdienst, Wehrdienst und schließlich der Krieg unterbrachen den Spielbetrieb.
Einen Neubeginn gab es 1946 im Rahmen des Omnisportvereins. Es spielten 2 Herrenmannschaften, eine Frauenmannschaft und eine Jugendmannschaft. Fehlende Nachwuchspflege führte dazu, dass der Spielbetrieb 1949 stillstand.
Ein dritter Anlauf wurde 1968 unternommen. Auf Antrag der Lehrer Braun, Fischer, Schmal und Schaller beschloss der TV Mettlach die Gründung einer Handballabteilung. Die Leitung übernahm Karl Schaller. Der Spielbetrieb wurde 1969 mit einer B-Jugend aufgenommen. Es folgte ein Jahr später eine D-Jugend. 1970/71 kamen 2 C-Jugend Mannschaften hinzu. Die erste aktive Mannschaft beteiligte sich 1970/71 an den Rundenspielen und stieg auf Anhieb in die B-Klasse auf. 1971 kam eine Frauenmannschaft hinzu. Die ersten großen Erfolge stellten sich 1972/73 ein. Die Mettlacher Handballer wurden mit allen ersten Mannschaften (5!) Meister und die C-Jugend errang den bisher größten Erfolg der Vereinsgeschichte, sie wurde mit ihrem Trainer W. Schmal Saarlandmeister. In der Saison 1973/74 spielte der TV Mettlach mit 7 Mannschaften. Den Frauen gelang der Aufstieg in die Saarliga. 1974 gelang es der E-Jugend erneut eine Saarlandmeisterschaft nach Mettlach zu holen.
Das Jahr 1974 brachte noch ein weiteres wichtiges Ereignis. Mettlach erhielt endlich eine Sporthalle. Höhepunkt war ein Spiel der DHB Nationalmannschaft gegen eine Saarauswahl. Im gleichen Jahr gelang der 1. Mannschaft der Aufstieg in die Bezirksklasse. Ein weiterer Höhepunkt war das Gastspiel des polnischen Staatsligisten Pogon Szececin (Stettin). 1979, zum 10jährigen Bestehen der Handballabteilung, konnte man den VfL Gummersbach zu einem Freundschaftsspiel verpflichten. In den folgenden Jahren kämpften die einzelnen Mannschaften mit wechselndem Erfolg.
Die 1. Mannschaft spielte in der Bezirkliga Westsaar, die Jugendmannschaften spielten jeweils in den entsprechenden Kreissonderklassen. Auch der Freundschaftsspielbetrieb wurde rege gepflegt, vor allem mit unseren Nachbarländern Luxemburg und Frankreich. So nahmen die einzelnen Mannschaften an zahlreichen Turnieren im In- und Ausland teil. Beliebt sind auch die alljährlichen Turniere in Mettlach.
Das Schwergewicht des Vereins liegt in der Schüler- und Jugendarbeit. In der Vergangenheit war es nicht leicht, geeignete Fachkräfte zu finden, um unsere Jugend für den Turnsport zu begeistern. Aber immer wieder fanden sich Übungsleiter, die sich erfolgreich mit den Jugendlichen beschäftigten.
Nach mehreren Anläufen ist es uns gelungen, eine Kunstturnabteilung bei den Mädchen auf die Beine zu stellen. Mit 2 Mannschaften beteiligten sie sich recht erfolgreich an den Rundenkämpfen des Turngaus Saar-Mosel. In der Gauliga belegten unsere Mädchen auf Anhieb einen sehr guten 3. Platz.
Am allgemeinen Kinderturnen nehmen die Kleinsten mit Begeisterung an den Turnstunden teil. Bei den Kinderturnfesten wurden oft vordere Plätze erreicht.
Gern nahm die Jugend die Freizeiten, wie Skifahren im Schwarzwald, Zeltlager usw., an. Etwa 120 Kinder und Jugendliche beteiligen sich wöchentlich an den einzelnen Übungsstunden.
Aus der Faustballabteilung, die bereits 1950 beim 1. Gauturnfest nach dem Krieg in Mettlach aktiv mitwirkte, sind unsere Prellballspieler hervorgegangen. Sie beteiligten sich bis ins Jubiläumsjahr hinein an den Rundenkämpfen des Saarländischen Turnerbundes. Ihren größten Erfolg schafften sie im Jahre 1981. Als Vize-Saarlandmeister in der Männerklasse IV nahm die Mannschaft an den Deutschen Meisterschaften in Freiburg teil.
Seit Jahren beteiligt sich unsere Tischtennisabteilung mit mehreren Mannschaften an den Meisterschaftsrunden des Saarländischen Tischtennisbundes. Geregeltes Training unter Anleitung eines erfahrenen Übungsleiters machte die zahlreichen Erfolge möglich. Natürlich sind auch Freizeitsportler in den Übungsstunden gern gesehen.
Einen großen Raum im Vereinsgeschehen nimmt der Breiten- und Freizeitsport ein. Hier ist das Angebot so groß, dass auch der Ungeübte mitmachen kann.
Die Hausfrauenabteilung erfreut sich schon seit Jahren großer Beliebtheit. Bei Gymnastik, Spiel und Tanz kommt keine Langeweile in den Turnstunden auf. Die Darbietungen unserer Frauen bei Veranstaltungen kommen immer wieder beim Publikum gut an. Seit längerem unterhält der Verein auch eine Tanzgruppe, denn tanzen hält fit. An den folkloristischen und geselligen Tänzen kann sich jeder beteiligen, ohne sich zu überfordern.
Allgemeine turnerische Übungen, Gymnastik und Spiele sind die Ziele der Jedermann-Turnabteilung. Erwachsene jeden Alters sind hier aufgerufen mitzumachen.
Zum Breitensport gehört auch eine Wandergruppe, die seit vielen Jahren Wanderwochen am Herzogenhorn (Schwarzwald), in den Süd-Vogesen und in Calmbach-Wildbad (Nordschwarzwald) durchführt. Diese Gruppe, verstärkt durch Spieler der Prellballabteilung, führt auch im Winter Skilanglauf und Skiwanderungen durch. Das ganze Jahr über ist Gelegenheit Skigymnastik in der Halle zu betreiben. Mit diesem breitgefächerten Angebot wird dem Freizeitsport in unserer stressgeplagten Zeit ein hoher Stellenwert bekundet.
Wir können also auf eine vorbildliche Tradition zurückblicken. Diese zu erhalten und zu fördern ist Pflicht und Aufgabe aller, die sich der turnerischen Idee verschrieben haben.